Häufig gestellte Fragen an Bernd Kissel

Wie sind Sie auf das Thema "SaarLegenden" gekommen?
Indem ich drei meiner Hauptinteressengebiete Comic, Sagen und Saarland eines Tages in einem Stau auf der Autobahn geistig zusammengebracht habe. Seither höre ich immer die Staumeldungen im Radio und fahre in die jeweiligen Staus, in der Hoffnung, wieder eine gute Idee zu bekommen ;-)

Wie haben Sie gemerkt, dass Sie ein Talent zum Zeichnen haben?
Ich glaube nicht, dass man das merkt. Es wird einem von Anderen gesagt. Vor allem von denen, die nicht so gut zeichnen können. Dann glaubt man es auf einmal selbst.

Können Sie auch Portraits malen?
Ich sehe mich eher als Zeichner, denn als Maler. Wenn ich Menschen zeichne, werden daraus fast immer Karikaturen. Angefangen hat dies in der Schule. Ich möchte mich auch an dieser Stelle bei meinen ehemaligen Lehrern für zu große Nasen, Ohren oder Bäuche entschuldigen.

Was bedeutet für Sie "Heimat"?
Heimat ist für mich der Ort, an dem man sich am wohlsten fühlt. In meinem Fall ist dies das kleine saarländische Dörfchen Berus. Aber nicht nur real existierende Orte, auch imaginäre Welten, wie beispielsweise die Welt der Sagen und Legenden, sind für mich ein Stückchen Heimat.

Was fasziniert Sie an den Sagen und Legenden?
Dass sich Menschen in früheren Zeiten Geschichten erzählte haben, bei denen die beweisbaren Fakten der tieferen Botschaft untergeordnet waren, fasziniert mich dabei am meisten. Irrationale Geschichten, die ganz selbstbewusst und selbstverständlich von Zwergen und Geistern berichten, finde ich großartig!

Was gab es zu entdecken, als Sie für die SaarLegenden auf Recherche waren?
Es gab in der Tat mehr zu entdecken, als ich dachte! Vor allem war es spannend die Orte zu suchen, von denen in den Sagen die Rede ist und zu sehen, was gegebenenfalls noch von den geschilderten Burgen, Kirchen oder Brunnen übrig ist. Oft halfen mir Heimatkundler bei dieser Arbeit. Ihnen gilt mein ausdrücklicher Dank!

Sie zeichnen wie Uderzo, ist das gewollt?
Schön wäre es, könnte ich wie dieser große Meister zeichnen! Allerdings ist es richtig, dass mein Zeichenstil dem franko-belgischen Zeichenstil, den bekannte Comiczeichner, wie Uderzo, Morris, oder Hergé geprägt haben, ähnelt. Ein Stil im Übrigen, der gut zur Welt der Sagen und Legenden passt, da er zwar auf der einen Seite sehr überzeichnet und humorvoll ist, auf der anderen Seite aber auch die Möglichkeit bietet Architektur und Natur glaubwürdig darzustellen.  

Haben Sie weitere Vorbilder?
Eine der größten Inspirationsquellen, vor allem für die SaarLegenden, ist der Film „The Adventures of Robin Hood“ (deutsch: „Robin Hood – König der Vagabunden“) aus dem Jahre 1938. In diesem frühen Farbfilm ist alles sehr bunt, es gibt herrliche Kulissen, wunderbare Kostüme und vor allem eine ungemein optimistische Grundeinstellung! Während ich die SaarLegenden gezeichnet habe ist die Filmmusik dieses Streifens, komponiert von Erich Wolfgang Korngold, in meinem Atelier rauf und runter gelaufen.
Außerdem gibt es einen Zeichner namens Ken Anderson, der mich sehr beeinflusst hat. Anderson arbeitete fast 40 Jahre lang in den Disney-Studios und war in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wesentlich an der Produktion von Klassikern wie 101 Dalmatians (deutsch „101 Dalmatiner“), „The Sword in the Stone (deutsch: „Die Hexe und der Zauberer) und „The Jungle Book“ (deutsch: „Das Dschungelbuch) beteiligt.

Was hat es mit den Tofu-Würstchen auf sich?
Als Spross einer Metzgerdynastie, gab es für mich zwei vorstellbare Szenarien: Entweder ebenfalls Fleischer werden, oder Vegetarier. Letzteres schien mir dann doch als die für einen Künstler passendere Variante.

Gibt es auch Trickfilme mit Ihren Zeichnungen?
Nachdem ich fast acht Jahre in einem Trickfilmstudio gearbeitet habe, weiß ich, dass es sehr viel Geld, Energie und Geduld kostet, einen Zeichentrickfilm herzustellen. Es bedarf außerdem eines sehr großen Publikums, um die Produktionskosten wieder einzuspielen. Im kleinsten Flächenbundesland der Bundesrepublik,  scheint mir dafür nicht das nötige Potential zu liegen.

Wird es einen dritten Band der "SaarLegenden" geben?
Ja. Der dritte Band ist bereits in Vorbereitung und wird voraussichtlich noch vor Ostern 2009 erscheinen.

Was möchten Sie am liebsten zeichnen?
Mit den SaarLegenden habe ich mir ja bereits einen zeichnerischen Wunsch erfüllen können.  Zur Zeit bin ich dabei, ein Konzept zu entwickeln, dass die jüngere saarländische Geschichte beleuchtet. Mal sehen, was draus wird.